Mietspiegel anwenden – Mieterschutz in Deutschland

Miete & Mietpreisbremse 3 Min. Lesezeit · veröffentlicht 07. September 2025
Als Bestandsmieter in Deutschland kann der Mietspiegel ein wichtiges Instrument sein, um eine Mieterhöhung zu prüfen oder der Höhe der Miete zu widersprechen. Dieser Text erklärt verständlich, was ein Mietspiegel misst, wann Sie ihn als Begründung für eine angemessene Miete verwenden können und welche Unterlagen Sie dafür brauchen. Sie erhalten praktische Hinweise zur Prüfung von Vergleichsmieten, zur Dokumentation von Belegen und zur Kommunikation mit dem Vermieter. Außerdem beschreibe ich gerichtliche Schritte, Fristen und geeignete Formulierungen für ein begründetes Schreiben. Am Ende finden Sie eine kurze Anleitung zum Vorgehen und offizielle Quellen zur Prüfung.

Was ist der Mietspiegel?

Der Mietspiegel ist eine Übersicht über ortsübliche Vergleichsmieten, die oft von Städten oder auf gesetzlicher Grundlage erstellt wird. Er dient dazu, die angemessene Miethöhe im Wohnungsmarkt zu orientieren und kann als Begründung für oder gegen eine Mieterhöhung herangezogen werden[1]. Der Mietspiegel ersetzt nicht immer eine individuelle Vergleichswertermittlung, hilft aber, plausibel darzulegen, ob eine Mieterhöhung marktüblich ist.

In den meisten Städten dient der Mietspiegel als Orientierung für ortsübliche Vergleichsmieten.

Wann können Bestandsmieter ihn als Begründung nutzen?

Als Bestandsmieter können Sie den Mietspiegel nutzen, um die Angemessenheit einer Mieterhöhung zu prüfen oder eine bereits erhobene Erhöhung zu begründen beziehungsweise anzufechten. Wichtige Situationen sind:

  • Wenn der Vermieter eine Mieterhöhung nach §558 BGB ankündigt und die Vergleichsmiete angegeben werden muss.
  • Wenn Sie Belege zu Ausstattungsmerkmalen oder Modernisierungen sammeln, um Abweichungen vom Mietspiegel zu erklären.
  • Bei Fristen: Reagieren Sie innerhalb der genannten Frist auf die Erhöhung oder legen Sie fristgerecht Widerspruch ein.
Sammeln Sie Vergleichsangebote und Fotos, bevor Sie auf eine Mieterhöhung reagieren.

Praxis: So begründen Sie eine Einwendung gegen eine Mieterhöhung

Eine sachliche Begründung stärkt Ihre Position gegenüber dem Vermieter und gegebenenfalls vor Gericht. Die folgenden Punkte helfen beim Aufbau Ihres Schreibens und Ihrer Unterlagen.

  1. Prüfen Sie den Mietspiegel der jeweiligen Stadt und notieren Sie die Vergleichswerte für Ihre Wohnungsgröße und Baujahr.
  2. Vergleichen Sie Ausstattungsmerkmale: Balkon, Bad, Einbauküche, Zustand und Modernisierungen.
  3. Berechnen Sie die Abweichung zur geforderten Miete und dokumentieren Sie konkrete Vergleichswohnungen (Anschrift, Quadratmeter, Miete).
  4. Formulieren Sie ein höfliches, aber bestimmtes Schreiben an den Vermieter mit Fristangabe zur Stellungnahme.
Eine klare, beleggestützte Darstellung erhöht die Chancen auf eine einvernehmliche Lösung.

Formulare und praktische Schritte

Für gerichtliche Schritte oder formale Verfahren gibt es typische Formulare und Muster, die bei Behörden und Gerichten zu finden sind. Beispiele und Einsatz:

  • Kündigungsschreiben / Widerspruchsschreiben (Muster): Wird verwendet, um eine formale Antwort an den Vermieter zu senden, wenn eine Frist gesetzt oder eine Mieterhöhung bestritten wird.[3]
  • Klage beim Amtsgericht (Klageformular): Bei andauerndem Streit kann eine Klage wegen Unwirksamkeit einer Mieterhöhung beim zuständigen Amtsgericht eingereicht werden.[2]
  • Mahnantrag / Mahnbescheid (sofern Zahlungsstreitigkeiten auftreten): Formale Schritte zur Durchsetzung von Ansprüchen, wenn Zahlungen ausstehen.
Reichen Sie keine unbegründeten Anschuldigungen ein; konzentrieren Sie sich auf belegbare Fakten.

FAQ

Kann ich den Mietspiegel allein als Beweis nutzen?
Der Mietspiegel ist ein wichtiges Indiz, ersetzt aber oft nicht die Einzelfallprüfung; ergänzen Sie ihn mit Vergleichswohnungen und Belegen.
Welche Fristen muss ich beachten, wenn ich widerspreche?
Antworten oder Widersprüche sollten innerhalb der im Schreiben genannten Frist erfolgen; bei Untätigkeit drohen Rechtsnachteile.
Wohin kann ich mich wenden, wenn der Vermieter nicht reagiert?
Sie können beim zuständigen Amtsgericht eine Klage erwägen oder sich rechtlich beraten lassen; in vielen Fällen hilft eine Mediation.

Anleitung

  1. Prüfen Sie zuerst den aktuellen Mietspiegel Ihrer Stadt und notieren Sie die passenden Vergleichswerte.
  2. Sammeln Sie Belege: Fotos, Anzeigen, frühere Nebenkostenabrechnungen und Ausstattungsbeschreibungen.
  3. Schreiben Sie ein begründetes Antwortschreiben an den Vermieter und setzen Sie eine Frist zur Stellungnahme.
  4. Kommt keine Einigung zustande, prüfen Sie den Gang zum Amtsgericht oder die Beratung durch eine staatliche Stelle.

Hilfe und Unterstützung


  1. [1] Gesetze im Internet — BGB §§535–580a
  2. [2] Bundesgerichtshof — Entscheidungen zum Mietrecht
  3. [3] Bundesministerium der Justiz — Formulare und Informationen
Bob Jones
Bob Jones

Redakteur & Forscher, Tenant Rights Deutschland

Bob verfasst und prüft Inhalte zum Mietrecht für verschiedene Regionen – mit dem Ziel, rechtliche Schutzrechte für Mieter verständlich zu machen und sich für Wohnraumgerechtigkeit einzusetzen.