Wohnflächenabweichung: Mieterrechte Deutschland

Miete & Mietpreisbremse 3 Min. Lesezeit · veröffentlicht 07. September 2025
Viele Mieter in Deutschland entdecken nach Einzug, dass die tatsächliche Wohnfläche von der vertraglich angegebenen Fläche abweicht. Solche Wohnflächenabweichungen können die Höhe der Miete, Betriebskostenabrechnungen und mögliche Mietminderungen beeinflussen. Dieser Text erklärt in verständlicher Sprache, wie Sie als Mieter Fehler erkennen, welche Beweise sinnvoll sind, welche Fristen gelten und wie ein formeller Einspruch oder eine Klage abläuft. Sie erhalten praktische Beispiele aus Großstädten, Hinweise zu offiziellen Formularen und konkrete Verhaltensschritte vor dem Gespräch mit dem Vermieter oder vor Gericht. Das Ziel ist, Sie Schritt für Schritt zu befähigen, Ihre Rechte in Deutschland selbstbewusst geltend zu machen.

Wie prüfen Mieter die Wohnfläche?

Vor dem Widerspruch sollten Mieter die vorhandenen Angaben prüfen und selbst nachmessen. Nutzen Sie ein Maßband oder eine Lasermessung, notieren Sie Breite und Länge jedes Raums und erstellen Sie einen einfachen Grundriss. Wenn Flächen mit Schräge, Balkon oder Nebenräumen unklar sind, dokumentieren Sie das mit Fotos und schriftlichen Notizen.

  • Dokumentieren Sie alle Maße mit Fotos und einem Grundriss.
  • Vergleichen Sie die vertraglich angegebene Fläche innerhalb weniger Wochen nach Entdeckung.
  • Suchen Sie im Mietvertrag nach der definierten Flächenberechnung (Wohn- oder Nutzfläche).
Detaillierte Dokumentation erhöht Ihre Erfolgschancen.

Typische Fehler und Beispiele aus Großstädten

In Städten wie Berlin oder München führen häufig unterschiedliche Messmethoden, nicht berücksichtigte Balkonanteile oder falsch gerundete Werte zu Abweichungen. Hier einige Beispiele und ihre Folgen.

  • Balkonflächen wurden nur zur Hälfte, statt nach Vertrag vollständig angerechnet.
  • Ein Stockwerk mit Dachschräge wurde komplett einbezogen, obwohl nur Teilflächen angerechnet werden dürfen.
  • Auf Basis einer zu grossen Fläche wurde eine höhere Miete verlangt.

Relevante Gesetze und Gerichte

Das Mietrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) regelt Pflichten und Rechte von Mietern und Vermietern, etwa zu Mietzahlung und Mängeln.[1] Für gerichtliche Klagen gilt die Zivilprozessordnung (ZPO).[2] Mietrechtsstreitigkeiten beginnen in der Regel beim Amtsgericht; höhere Instanzen sind Landgericht und im Fall von Grundsatzfragen der Bundesgerichtshof (BGH).

Reagieren Sie innerhalb der gesetzten Fristen, sonst können Ansprüche verfallen.

Praxis: Musterformulare und Vorgehen

Wichtige Formulare sind beispielsweise Kündigungsschreiben und Klageeinreichungen; das Bundesministerium der Justiz stellt dafür offizielle Hinweise und Vorlagen bereit.[3] Ein typischer Ablauf für Mieter ist: Nachmessen, Vermieter schriftlich informieren, Fristen setzen, Beweissicherung, gegebenenfalls Klage beim Amtsgericht.

  • Kündigungsschreiben (Muster): Einsatz wenn Sie das Mietverhältnis beenden wollen.
  • Klageformular für Zivilklagen: Nutzung bei Streit um Rückforderung oder Mietminderung.
  • Beweissicherungsprotokoll: Fotos, Grundriss und Zahlungsbelege als Nachweis.

Wie läuft eine Anfechtung praktisch ab?

Setzen Sie dem Vermieter eine Frist zur Stellungnahme und zur Korrektur der Flächenangabe. Wenn keine Einigung erzielt wird, können Sie die Miete anpassen (Mietminderung) oder Rückforderungen geltend machen. Vor Gericht erklären Sie die Abweichung mit Ihren Messdaten und fordern gegebenenfalls ein Sachverständigengutachten.

Bewahren Sie alle Schriftwechsel und Quittungen systematisch auf.

FAQ

Was ist eine Wohnflächenabweichung?
Eine Abweichung liegt vor, wenn die tatsächliche Nutz- oder Wohnfläche von der im Mietvertrag genannten Fläche abweicht.
Welche Fristen gelten für Widerspruch?
Mieter sollten zeitnah nach Entdeckung handeln; Fristen können je nach Sachlage variieren. Bei drohendem Fristverlust ist schnelle schriftliche Anzeige ratsam.
Kann ich Miete zurückfordern?
Ja, wenn die Fläche falsch berechnet wurde und die Miete dadurch zu hoch war, sind Rückforderungen möglich; oft hilft ein Anwalt oder das Amtsgericht zur Klärung.

Anleitung

  1. Prüfen und notieren Sie die vertraglich angegebene Wohnfläche.
  2. Messen Sie alle Räume und dokumentieren Sie mit Fotos und einem Grundriss.
  3. Informieren Sie den Vermieter schriftlich, nennen Sie die Abweichung und setzen Sie eine Frist.
  4. Warten Sie die Antwort und sammeln Sie Beweise; falls nötig, beauftragen Sie ein Gutachten.
  5. Reichen Sie bei fehlender Einigung eine Klage beim zuständigen Amtsgericht ein.
  6. Setzen Sie ein mögliches Urteil um und dokumentieren Sie die Erledigung.

Wichtigste Punkte

  • Dokumentation ist der wichtigste Beweis im Streitfall.
  • Achten Sie auf Fristen und reagieren Sie zügig.

Hilfe und Unterstützung


  1. [1] Gesetze im Internet — BGB
  2. [2] Gesetze im Internet — ZPO
  3. [3] Bundesministerium der Justiz — BMJ
Bob Jones
Bob Jones

Redakteur & Forscher, Tenant Rights Deutschland

Bob verfasst und prüft Inhalte zum Mietrecht für verschiedene Regionen – mit dem Ziel, rechtliche Schutzrechte für Mieter verständlich zu machen und sich für Wohnraumgerechtigkeit einzusetzen.