Diskriminierende Anzeige melden – Mieter in Deutschland
Viele Mieter in Deutschland stoßen auf Wohnungsanzeigen, die bestimmte Bewerber ausschließen oder Kriterien nennen, die diskriminierend wirken. Dieser Leitfaden erklärt in klaren Worten, wann eine Anzeige gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz oder gegen best practice verstößt, welche Vor- und Nachteile eine Meldung haben kann und welche Schritte Sie als Mieter oder Studierender praktisch gehen können. Sie erhalten eine Checkliste, ein Musteranschreiben für Studierende sowie Hinweise zu zuständigen Behörden und Gerichten. Ziel ist, Sie handlungsfähig zu machen: dokumentieren, melden und — falls nötig — rechtliche Schritte vorbereiten. Die Sprache ist verständlich, die Beispiele praxisnah und die Quellen amtlich, damit Sie in Deutschland sicher und informiert handeln können.
Warum diskriminierende Anzeigen melden?
Diskriminierende Wohnungsanzeigen können Personen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Familienstand, Religion, Alter oder anderen Merkmalen ausschließen. Als Mieter haben Sie ein Interesse an fairen Vermietungsmärkten und klaren Regeln. Eine Meldung kann helfen, andere Bewerber zu schützen und ein Fehlverhalten der Inserierenden aufzudecken. Zugleich kann eine Meldung Aufwand und Konfliktrisiken mit sich bringen; deshalb lohnt sich eine Abwägung der Erfolgsaussichten.
Pro & Contra einer Meldung
- Pro: Schutz anderer Bewerber und mögliche Sanktionen gegen diskriminierende Anbieter.
- Pro: Schaffung von Präzedenzfällen und Sensibilisierung des Mietmarkts.
- Contra: Zeitaufwand und mögliche Gegenreaktionen des Inserenten.
- Contra: Keine Garantie auf sofortige Abhilfe; gerichtliche Schritte können folgen.
Rechtsgrundlagen und zuständige Stellen
Relevante gesetzliche Grundlagen finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), insbesondere zu Mietverträgen und Vermieterpflichten, und in Verfahrensregeln der Zivilprozessordnung (ZPO) für gerichtliche Klagen. [1] Wenn eine Anzeige klare Ausschlusskriterien verwendet, kann die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Anlaufpunkt für Informationen und Beratung sein. [2]
Praktische Schritte vor einer Meldung
- Dokumentieren: Screenshot der Anzeige, Datum, Zeit und Plattform erfassen.
- Sammlung: E‑Mails, Nachrichten und Bewerbungsunterlagen sichern.
- Prüfen: Formulierung auf diskriminierende Kriterien untersuchen.
- Beraten: Bei Unsicherheit offizielle Stellen kontaktieren (siehe Ressourcen).
Wie melde ich eine diskriminierende Anzeige?
Sie können je nach Plattform unterschiedliche Wege nutzen: interne Meldefunktion der Plattform, direkte Beschwerde beim Inserenten, Meldung bei der Antidiskriminierungsstelle oder — wenn rechtlich relevant — Anzeige beim Amtsgericht über einen zivilrechtlichen Weg. Ist eine strafrechtliche Komponente möglich (z. B. Volksverhetzung), wenden Sie sich an die Polizei. Wenn Sie rechtliche Schritte prüfen, hilft die frühzeitige Dokumentation für eine mögliche Klage oder Unterlassungserklärung.
Musterbrief für Studierende
Nachfolgend ein Musteranschreiben für Studierende, die eine diskriminierende Anzeige melden oder eine Stellungnahme verlangen möchten. Passen Sie Namen, Adresse und Daten an.
Absender:
Vorname Nachname
Straße und Hausnummer
PLZ Ort
Empfänger:
Inserent / Wohnungsgeber
Plattform / Firma
Betreff: Bitte um Stellungnahme zur Wohnungsanzeige vom [Datum]
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beziehe mich auf Ihre Wohnungsanzeige vom [Datum] auf der Plattform [Name]. In der Anzeige heißt es: „[Zitat]“. Diese Formulierung schließt nach meinem Eindruck Bewerber mit [z. B. Familienstatus / Herkunft / Alter] aus und wirkt diskriminierend. Ich bitte um eine kurze Stellungnahme bis zum [Datum, z. B. innerhalb von 14 Tagen]. Sollte die Formulierung nicht angepasst werden, behalte ich mir vor, die Angelegenheit an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes weiterzuleiten und gegebenenfalls rechtliche Schritte zu prüfen.
Mit freundlichen Grüßen
[Ihr Name]
Was passiert bei einer Eskalation?
Wenn eine außergerichtliche Lösung nicht möglich ist, kann eine zivilrechtliche Klage in Betracht kommen. Zuständig sind in der Regel die Amtsgerichte für mietrechtliche Streitigkeiten; bei höheren Streitwerten folgen Landgerichte und gegebenenfalls Revisionen beim Bundesgerichtshof. [3] Vor einer Klage sollten Sie Kosten, Fristen und Erfolgsaussichten mit einer rechtlichen Beratungsstelle oder einer Anwältin / einem Anwalt prüfen.
FAQ
- Wann ist eine Wohnungsanzeige diskriminierend?
- Wenn sie ausdrücklich oder faktisch bestimmte Gruppen ausschließt oder unzulässige Auswahlkriterien nennt, die gegen Gleichbehandlungsprinzipien verstoßen.
- Wo melde ich eine diskriminierende Anzeige zuerst?
- Zuerst bei der Plattform oder dem Inserenten; als nächste Schritte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder rechtliche Beratung.
- Brauche ich einen Anwalt, um etwas zu erreichen?
- Nicht immer. Viele Fälle werden außergerichtlich geklärt, doch bei komplexen oder wiederholten Verstößen ist rechtliche Unterstützung ratsam.
Anleitung
- Screenshot und Datum der Anzeige erfassen.
- Plattform melden und Inserenten um Stellungnahme bitten.
- Bei Bedarf die Antidiskriminierungsstelle kontaktieren.
- Rechtliche Beratung einholen und gegebenenfalls Klage prüfen.
Hilfe und Unterstützung / Ressourcen
- BGB §§ 535–580a (Mietrecht) – Gesetze im Internet
- ZPO – Zivilprozessordnung – Gesetze im Internet
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes – Informationen und Beratung