Mieterrechte bei Algorithmus-Bias 2025 – Deutschland

Diskriminierung & Gleichbehandlung 3 Min. Lesezeit · veröffentlicht 07. September 2025

Automatisierte Entscheidungssysteme beeinflussen inzwischen auch Wohnungsmarkt und Mietverhältnisse in Deutschland. Als Mieter sollten Sie wissen, wann ein Algorithmus-Bias vorliegen kann und welche Rechte Sie haben, etwa bei Diskriminierung in Wohnungsbewerbungen, automatischen Mietanpassungen oder bei Kündigungsentscheidungen. Dieser Leitfaden erklärt in verständlicher Sprache, welche gesetzlichen Grundlagen relevant sind, welche Beweise hilfreich sind und welche Schritte Sie praktisch gehen können — von der Dokumentation über das Einreichen von Formularen bis zur Klage vor dem Amtsgericht. Ziel ist, Ihnen konkrete Handlungsschritte zu geben, damit Sie Diskriminierung erkennen, widersprechen und gegebenenfalls rechtlich vorgehen können.

Was ist Algorithmus-Bias?

Algorithmus-Bias bezeichnet systematische Verzerrungen in automatisierten Entscheidungen. Bei Wohnungsvergaben oder Scoring-Verfahren kann das dazu führen, dass bestimmte Bewerbergruppen schlechter bewertet werden. Solche Verzerrungen können indirekt gegen das Gleichbehandlungsgebot verstoßen oder bestehende Benachteiligungen verstärken. Relevant sind die mietrechtlichen Pflichten des Vermieters nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), z. B. Pflichten zur vertragsgemäßen Nutzung und Schutz gegen unzulässige Benachteiligung.[1]

Automatisierte Entscheidungen können Diskriminierung auch ohne böse Absicht verstärken.

Wann betrifft es Mieter?

Typische Situationen sind automatisierte Auswahlverfahren für Bewerbungen, algorithmisch gesteuerte Mietanpassungen oder automatische Prüfungen vor einer Kündigung. Auch Systeme, die Reparaturmeldungen priorisieren, können bestimmte Wohnungen benachteiligen.

  • Automatisierte Wohnungs­bewerbungen (Mieter-Bewertung).
  • Mietanpassungen oder Nebenkosten­prüfung (rent).
  • Priorisierung von Reparaturen und Instandhaltung (repair).
  • Automatische Mahn- oder Kündigungs­entscheidungen (form).
Dokumentieren Sie genaue Zeitpunkte und Inhalte automatischer Bescheide.

Rechte und formale Grundlagen

Wichtig sind die zivilrechtlichen Grundlagen im BGB und das Zivilprozessrecht bei gerichtlichen Schritten. Bei Mietstreitigkeiten ist das Amtsgericht zuständig, in Berufungsfragen das Landgericht und für grundsätzliche Rechtsfragen der Bundesgerichtshof.[1][2] Als Mieter können Sie bei nachweisbarer Benachteiligung Widerspruch, Auskunft über die Entscheidungsgrundlagen und gegebenenfalls eine Unterlassung oder Schadensersatz verlangen.

So reagieren Sie konkret

Gehen Sie systematisch vor: Beweisen sammeln, den Vermieter schriftlich auffordern, Auskunft verlangen und Fristen beachten. Wenn nötig, reichen Sie Klage beim zuständigen Amtsgericht ein. Formulare und Verfahrenswege finden Sie bei den Justizbehörden.

  • Sammeln Sie E-Mails, Screenshots und Zeitstempel als Beweise (evidence).
  • Fordern Sie schriftlich Auskunft über die algorithmischen Kriterien an (form).
  • Kontaktieren Sie lokale Mieterberatung oder das Amtsgericht zur Verfahrensberatung (contact).
Bewahren Sie alle Originalnachrichten und Screenshots mindestens zwei Jahre auf.

Formulare und Muster

Für verschiedene Schritte gibt es offizielle Formulare oder Muster, die Sie verwenden können:

  • Klageformular (Muster Klageschrift für Amtsgericht): Wird genutzt, wenn Sie eine Räumungsklage oder Forderung einreichen; fügen Sie Beweise und eine klare Forderung hinzu (form).[3]
  • Auskunftsersuchen (Schriftliche Aufforderung): Nutzen Sie ein formloses Schreiben, um Auskunft über die Entscheidungsgrundlagen zu verlangen; nennen Sie konkrete Daten und Frist (form).
Reichen Sie Klagen und Widersprüche innerhalb gesetzlicher Fristen ein, sonst droht Verwirkung.

FAQ

Kann ein Algorithmus als Kündigungsgrund dienen?
Nein, eine reine algorithmische Entscheidung reicht nicht automatisch; der Vermieter muss nachvollziehbar begründen und die Entscheidung prüfen lassen.
Welche Beweise sind nützlich?
E-Mails, Screenshots von Bewertungszeiten, Vergleichsdaten und Zeugenaussagen sind sehr hilfreich.
Wo klage ich, wenn ich benachteiligt werde?
Für mietrechtliche Streitigkeiten ist in erster Instanz das zuständige Amtsgericht verantwortlich.

Anleitung

  1. Sammeln Sie alle relevanten Nachweise: E-Mails, Screenshots, Zeitstempel und Zeugenangaben.
  2. Schreiben Sie eine förmliche Auskunftsanfrage an den Vermieter mit Fristsetzung.
  3. Suchen Sie Kontakt zu einer Mieterberatung oder dem zuständigen Amtsgericht für erste Verfahrenshinweise.
  4. Reichen Sie, falls nötig, eine Klage beim Amtsgericht ein und legen Sie Ihre Dokumentation vor.

Hilfe und Unterstützung / Ressourcen


  1. [1] §535 BGB - Inhalt und Hauptpflichten des Mietvertrags
  2. [2] Zivilprozessordnung (ZPO) - Verfahrensregeln
  3. [3] Justizportal - Formulare und Gerichte
Bob Jones
Bob Jones

Redakteur & Forscher, Tenant Rights Deutschland

Bob verfasst und prüft Inhalte zum Mietrecht für verschiedene Regionen – mit dem Ziel, rechtliche Schutzrechte für Mieter verständlich zu machen und sich für Wohnraumgerechtigkeit einzusetzen.