Belastbares Lärmprotokoll für Mieter in Deutschland

Streitbeilegung & Mietminderung 3 Min. Lesezeit · veröffentlicht 07. September 2025

Ein belastbares Lärmprotokoll hilft Mieterinnen und Mietern in Deutschland, Lärmstörungen systematisch zu dokumentieren und damit Ansprüche wie Mietminderung oder Schadensersatz zu stützen. Dieses Praxisblatt erklärt klar, welche Angaben wichtig sind, wie Fotos und Zeitstempel korrekt erfasst werden und wie Sie Einträge so gestalten, dass sie vor Gericht Bestand haben. Es richtet sich an Nicht-Juristinnen und Nicht-Juristen und nennt konkrete Schritte, Formulierungsbeispiele und Hinweise zum Einreichen bei Vermieter oder Amtsgericht. Lesen Sie die Hinweise zu Fristen und Nachweisen aufmerksam und bewahren Sie alle Belege geordnet auf, damit Ihre Rechte im Streitfall geschützt sind.

Was ist ein belastbares Lärmprotokoll?

Ein Lärmprotokoll ist eine fortlaufende Aufzeichnung von störenden Geräuschen: Datum, Uhrzeit, Dauer, Art des Geräuschs, Lautstärke, beteiligte Quellen und mögliche Zeugen. Wichtig ist, dass Einträge zeitnah, vollständig und nachvollziehbar sind. Ergänzen Sie jede Eintragung mit Fotos oder kurzen Ton-/Videoaufnahmen, wenn möglich mit sichtbarem Zeitstempel.

Detaillierte Dokumentation erhöht die Chance, dass das Protokoll vor Gericht anerkannt wird.

Welche Angaben gehören in jede Eintragung?

  • Datum und genaue Uhrzeit (Beginn und Ende) der Störung.
  • Beschreibungen der Geräuschquelle (z. B. Bohrmaschine, Partylärm) und wahrnehmbare Lautstärke.
  • Ort im Haus (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Balkon) und betroffene Räume.
  • Zeugen oder Nachbarn, die das Geräusch ebenfalls hören können.
  • Fotos oder kurze Ton-/Videoaufnahmen mit Datum/Uhrzeit.
Notieren Sie Störungen immer am selben Ort (Block oder digitale Datei) und sichern Sie Einträge regelmäßig.

Beispiel-Eintrag (Muster)

Datum: 12.05.2025, 21:10–21:40. Geräusch: laute Musik mit Bass, Quelle: Wohnung über mir, Ort: Schlafzimmer, Wirkung: Schlafstörung, Zeuge: Herr Meyer gegenüber, Beweis: Videoaufnahme 00:00–00:30 mit Zeitstempel.

Wie fotografiere und speichere ich Beweise richtig?

Beim Fotografieren oder Filmen sollten Datum und Uhrzeit sichtbar oder in den Metadaten erhalten bleiben. Nutzen Sie am besten eine Kamera-App, die Zeitstempel einbettet, oder ergänzen Sie das Foto in Ihrer Protokollzeile mit Angabe der Aufnahmezeit. Bewahren Sie Originaldateien unverändert auf und erstellen Sie Kopien zur Weitergabe.

Verändern Sie Fotos oder Tonaufnahmen nicht, sonst kann die Beweiskraft verloren gehen.

Wie setze ich das Protokoll für Mietminderung und Streitfälle ein?

Bevor Sie Kürzungen der Miete vornehmen, sollten Sie den Vermieter schriftlich informieren, eine Frist zur Beseitigung setzen und die Störung dokumentieren. Nennen Sie die genauen Daten aus dem Protokoll und fügen Sie Beweisfotos bei. Bei ignorierten Mängeln kann das Protokoll als Grundlage für eine Mietminderung oder eine Klage beim Amtsgericht dienen. Gesetzliche Regelungen finden sich im BGB.[1] Verfahrensregeln für Klagen stehen in der ZPO.[2]

Frühzeitige, schriftliche Kommunikation mit dem Vermieter stärkt Ihre Position.

Vorgehen vor Gericht

  • Reichen Sie Kopien des Lärmprotokolls und alle Beweise bei der Klage ein.
  • Benennen Sie Zeugen konkret und fügen Sie deren Kontaktdaten bei.
  • Suchen Sie vorab eine lokale Rechtsberatung oder die Verbraucherberatung für Mietrecht.
Das Amtsgericht ist die erste Instanz für die meisten mietrechtlichen Streitigkeiten.

Häufige Fehler vermeiden

  • Unvollständige Zeitangaben oder fehlende Beweismittel.
  • Keine Sicherung der Originaldateien von Foto- und Tonaufnahmen.
  • Keine schriftliche Aufforderung an den Vermieter vor weitergehenden Schritten.

Häufige Fragen

Reicht ein handschriftliches Protokoll als Beweis?
Ja, ein handschriftliches Protokoll kann als Beweis dienen, wenn es vollständig und zeitnah geführt wurde; ideal sind ergänzende Fotos oder Tonaufnahmen.
Muss ich den Vermieter erst schriftlich informieren?
Ja, informieren Sie den Vermieter schriftlich und setzen Sie eine angemessene Frist zur Abhilfe, bevor Sie mobilisierende Rechtsmaßnahmen ergreifen.
Können Nachbarn als Zeugen ausgesagt werden?
Ja, Nachbarn können als Zeugen auftreten; halten Sie deren Namen und Kontaktdaten fest.

Anleitung

  1. Führen Sie jeden Störfall sofort mit Datum, Start- und Endzeit im Protokoll auf.
  2. Machen Sie, wenn möglich, eine Foto- oder Tonaufnahme und speichern Sie die Originaldatei.
  3. Schreiben Sie eine kurze, höfliche Fristsetzung an den Vermieter mit Angabe der Protokollbeispiele.
  4. Sammeln Sie Zeugenangaben und bewahren Sie alle Nachrichten und Antworten auf.
  5. Kommt es zur Klage, reichen Sie Protokollkopien, Originaldateien und Zeugenangaben beim Amtsgericht ein.
Bewahren Sie jede Kommunikation und jedes Foto in einer chronologischen Datei auf.

Hilfe & Unterstützung


  1. [1] Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) — Gesetze im Internet
  2. [2] Zivilprozessordnung (ZPO) — Gesetze im Internet
  3. [3] Bundesgerichtshof (BGH) — Entscheidungen und Hinweise
Bob Jones
Bob Jones

Redakteur & Forscher, Tenant Rights Deutschland

Bob verfasst und prüft Inhalte zum Mietrecht für verschiedene Regionen – mit dem Ziel, rechtliche Schutzrechte für Mieter verständlich zu machen und sich für Wohnraumgerechtigkeit einzusetzen.